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Archivalie des Monats Februar 2014: Merkblatt für den Besuch der "Sieben Steinhäuser"

In antiquarisch erworbenen Büchern finden sich manchmal Anmerkungen von Vorbesitzern, aber auch von diesen eingelegte Zeitungsausschnitte. Auf diese Weise kam das Stadtarchiv in den Besitz eines 1938 veröffentlichten „Merkblatts zum Besuch der ‚Sieben Steinhäuser‘".


Das Stadtarchiv Bad Fallingbostel verfügt über eine Dienstbibliothek von mehr als 2.500 Bänden. Antiquarisch erworben wurden dafür auch Chroniken und (Reise-)Führer mit Bezug zu unserer Region. Dass sich in alten Büchern auch unvermutete Funde machen lassen, erwies sich beim Kauf des ersten Heftes der „Führer zu urgeschichtlichen Fundstätten Niedersachsens", der 1925 die „Sieben Steinhäuser" vorstellte. Beigelegt fand sich nämlich ein „Merkblatt zum Besuch der ‚Sieben Steinhäuser‘, das 1938 von der Kommandantur des Truppen-Übungs-Platzes Bergen herausgegeben wurde.

Die Sieben Steinhäuser zählten für die Urlauber in Fallingbostel und Dorfmark zu den beliebtesten Ausflugszielen. Als Mitte der 1930er Jahre mit der Anlegung des Truppenübungsplatzes Bergen begonnen wurde, war es aber nicht mehr möglich, sie wie bisher ohne Einschränkungen aufsuchen zu können. Die Kommandantur gab deshalb ein Merkblatt für die nur noch an den Wochenenden gestattete Besichtigung heraus. Zeitweise waren sogar Passierscheine erforderlich, die vom Verkehrsverein Fallingbostel in seiner Auskunftsstelle am Bahnhof ausgegeben wurden.

Wie Jacob-Friesen in seinem 1925 veröffentlichten Führer hervorhob, galten die Sieben Steinhäuser als eine der schönsten Gruppen von Riesensteingräbern nicht nur in der Lüneburger Heide, sondern in ganz Deutschland. Weit über den Kreis Fallingbostel hinaus berühmt waren die Sieben Steinhäuser, die von Johann Taube bereits 1769 beschrieben wurden: „Diese großen Denkmäler von der Baukunst unserer sehr entfernten Vorfahren, liegen Süd-Ostwerts an einem unbelaubten und nicht sehr hohen Heid-Hügel. Es sind derselben sieben besondere Steinhaufen von ungemeiner Größe, davon aber die mehresten schon halb versunken sind, außer dem größesten, welcher seinen ungeheuren Deckel noch träget, und dessen Umfang so groß ist, daß in der Höhle, welche dadurch verursachet wird, hundert Schaafe Raum genug haben."


Da sie nur aus fünf Grabanlagen bestehen, forschte man lange Zeit nach zwei angeblich zerstörten Gräbern. Doch bereits ein Stich aus dem Jahre 1744 belegt, dass damals lediglich fünf Grabmale vorhanden waren. Ihren Namen leitet man davon ab, dass sieben in der Volkssprache mehrere, einen ganzen Batzen bedeutet. Auch lässt sich an die magische Zahl Sieben, wie sie in Märchen und Sagen vorkommt, denken. Die Sieben Steinhäuser wurden wie die übrigen Großsteingräber Norddeutschlands in der zweiten Hälfte des dritten Jahrtausends v. Chr. von Menschen der Trichterbecherkultur errichtet, von jener Bevölkerung, die im norddeutschen Flachland die bäuerliche Wirtschaftsform einführte.

Verständlich, dass dieses Ensemble von Megalithgräbern ein Hauptanziehungspunkt für Sommergäste war. Kein Reiseführer unterließ es, einen Besuch der den großartigsten vorhistorischen Denkmälern des Nordwestens zugerechneten Steinhäuser nahezulegen. Bereits in einem 1895 erschienenen topographischen Führer findet sich diese mit Nachdruck ausgesprochene Empfehlung. Später wurde eigens eine Broschüre veröffentlicht, die den Weg „Von Hermannsburg nach den Sieben Steinhäusern" beschrieb.

Die erste umfangreichere, den damaligen Forschungsstand zusammenfassende Veröffentlichung stellte dann Jacob-Friesens Broschüre aus dem Jahr 1925 dar. Dass mit den Ausführungen über die Megalithgräber im Kreis Fallingbostel eine Schriftenreihe eröffnet wurde, unterstreicht ihre Bedeutung. Auch wenn seit der Veröffentlichung 90 Jahre vergangen sind, ist die Schrift immer noch für an Archäologie interessierte Personen eine wichtige Lektüre. Die beigefügten Fotos zeigen, in welchem Zustand sich die Großsteingräber damals befanden. Erst als im Zusammenhang mit der Anlegung des Truppenübungsplatzes Mitte der 1930er Jahre weitere archäologische Untersuchungen durchgeführt wurden, wurden abgerutschte Decksteine wieder in die ursprüngliche Lage zurückgebracht.