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Archivalie des Monats September 2014: Vor 100 Jahren fiel Hermann Löns bei Loivre

Während sich Schriftsteller, die wie Thomas Mann und Gerhard Hauptmann nicht ins Feld ziehen mussten, 1914 der Öffentlichkeit gegenüber kriegsbegeistert zeigten, lehnte Hermann Löns Angebote, Kriegslyrik zu verfassen, ab. Aber trotz seines Alters von 48 Jahren setzte er alles daran, als Kriegsfreiwilliger genommen zu werden. Dies gelang ihm schließlich beim Füsilier-Regiment Nr. 73 in Hannover. Doch schon am 26. September 1914 fiel er bei einem Sturmangriff in der Nähe der Zuckerfabrik von Loivre.

Unmittelbar nach Hermann Löns‘ Tod als Kriegsfreiwilliger setzte eine Heroisierung ein, bei der das Schaffen des Schriftstellers und sein Ziehen in den Krieg auf gleiche Stufe gestellt wurden. In der Zeitschrift „Niedersachsen" schrieb Heinrich Oellers „Dem Dichter und Helden Hermann Löns aufs Grab":

Wie hat uns tief gepackt die Trauerkunde:
Du seist gefallen für das Vaterland,
Dem du freiwillig weihtest Herz und Hand,
Um mitzubluten auf dem welschen Grunde! […]
In deinen Werken, die du uns gegeben,
In deinen Taten wirst du ewig leben!
Du, edler Dichter, Tier- und Menschenfreund,
Nimm heißen Dank für deine reiche Spende:
Wir pressen schluchzend deine kalten Hände…

Auch die bald nach Löns‘ Tod vom Verein Naturschutzpark zur Finanzierung eines Löns-Denkmals in der Heide herausgegebene Postkarte trug zur Legendenbildung bei. In dem auf der Rückseite abgedruckten Gedicht von Adolf Ey wurde Löns gar eine Todessehnsucht unterstellt:

Der Jäger hat sich frei gestellt,
Wollt seinen Schuß wie andere haben.
Nun liegt er draußen auf dem Feld,
In fremde Erde eingegraben.

Ist’s auch nicht Heide, Moor und Bruch,
‘s ist doch die heißgeliebte Erde,
Und um ihn nur das graue Tuch,
Daß bald er ihresgleichen werde.

Nun kommt die starre Wintersnacht;
Doch, kehrt der Lenz dem Menschen wieder,
Dann senken Strauch und Blumen sacht
Die Wurzeln zu dem Schläfer nieder.

Und auf sein Kreuzholz fliegt und setzt
Rotkehlen sich mit Star und Meise,
Und jedes sich den Schnabel wetzt,
Und spricht zu ihm in seiner Weise.

Er liegt und horcht, er ist zu Haus,
Von keiner Unruh mehr getrieben,
Wir aber wollen den da drauß‘
So, wie er war, von Herzen lieben.

Wer sich jedoch intensiv mit Löns‘ beschäftigte, fand gerade in Briefen auch Äußerungen, die in eine andere Richtung wiesen. Löns‘ Haltung zum Krieg lässt sich eben – wie so vieles andere bei ihm – nicht auf eine kurze Formel bringen. Dies wurde eindrucksvoll untermauert, als Karl-Heinz Janßen 1986 das lange Zeit verschollene Kriegstagebuch von Hermann Löns unter dem Titel „Leben ist Sterben, Werden, Verderben" veröffentlichte. In einer Rede beschäftigte sich Wolfgang Brandes anlässlich der Löns-Feier 1995 am Grab in Tietlingen mit dem Verhältnis von Hermann Löns zu Ernst Jünger, der durch „In Stahlgewitter", sein Tagebuch aus dem Ersten Weltkrieg, berühmt wurde. Der als "Berichte aus dem Stadtarchiv Bad Fallingbostel Nr. 4" veröffentlichte vollständige Redetext kann als PDF-Dokument, als EPUB und für den Kindle über die unten stehenden Links aufgerufen werden.

Hermann Löns und Ernst Jünger - Zwei Schriftsteller erleben den Ersten Weltkrieg (PDF)





Hermann Löns und Ernst Jünger - Zwei Schriftsteller erleben den Ersten Weltkrieg (KINDLE)